Rettet die Musikhochschulen

Prof. Dr. Peter Anton Ling

/ #1586 Prof. Dr. Peter Anton Ling

2013-08-29 04:38

Prof. Dr. Peter Anton Ling
Luitpoldstraße 115
67063 Ludwigshafen 28.08.2013


Ministerpräsident Winfried Kretschmann
Staatsministerium Baden-Württemberg
Richard-Wagner-Straße 15
70184 Stuttgart


Schließung der Klassikabteilung Musikhochschule Mannheim
Offener Brief


Sehr geehrter Herr Ministerpräsident,

als aus der Rhein-Neckar-Region stammender Sänger und Gesangsprofessor der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover beobachte ich seit etwa zweieinhalb Jahrzehnten die hervorragende Entwicklung der Musikhochschule Mannheim, besonders auf den Gebieten Orchester und Gesang. Völlig unverständlich ist mir deshalb die Schließung des Klassik-Bereiches dieser Hochschule. Wie Sie mittlerweile von Ihrer Expertenkommission erfahren haben dürften, werden die Mehrzahl der Mannheimer Instrumental- und Gesangsabsolventen an die besten und prominentesten Opernhäuser und Orchester im In- und Ausland engagiert und rangieren qualitativ oftmals weit über dem Durchschnitt der bundesdeutschen und europäischen Hochschulen und berufsbildenden Einrichtungen.
Dieses weiß ich nicht nur durch den kollegialen Austausch und den regelmäßigen Besuch zahlreicher Klassenabende und Konzerte der Mannheimer Hochschule, sondern auch durch meine Tätigkeit als Außengutachter bei Berufungsverfahren. An keiner anderen Hochschule bei denen ich als Gutachter tätig war, erlebte ich eine derart strenge qualitative Auslese auf der Suche nach geeigneten Stellenanwärtern sowie eine so hohe sängerische Qualität bei den studentischen Probanden.
Es ist deshalb auch keineswegs erstaunlich, dass zahlreiche internationale Instrumental- und Sängerkarrieren aus der Hochschule Mannheim hervorgingen und -gehen. Wie Sie wissen, steht damit Ihre exzellente badische Einrichtung ganz in der Tradition der großen Mannheimer Schule, die weder aus der Musikgeschichte noch aus der aktuellen internationalen Marktsituation weg zu denken ist. Bestimmt liegt Ihnen ein Zahlen- und Qualitätsspiegel aller berufstätigen Alumni der letzten Jahrzehnte vor, der in seiner Form mit Sicherheit von kaum einer zweiten bundesdeutschen Hochschule pariert werden kann.
Angesichts dieser Fakten ist es mir völlig unbegreiflich wie man durch grobes Wegrationalisieren eine derart starke Kulturträgerin der Region, des Landes Baden-Württemberg und der Bundesrepublik dem Untergang preisgeben kann.
Ich fordere Sie deshalb auf Ihre Pläne zu überdenken und zu widerrufen.

Mit freundlichen Grüßen
Peter Anton Ling